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Kreislaufwirtschaft Rohstoffe Recycling Aluminium
South West News Service Ltd / Action Press / picturedesk.com
Von Antonia Hotter
Circle of Life: Kreislaufwirtschaft als Hitgarant
Abgebaute Rohstoffe brauchen zukünftig mehrere Leben. Unternehmen müssen intelligenter produzieren. Zusammengefasst wird das unter dem Schlagwort Kreislaufwirtschaft, die Investoren zunehmend für sich entdecken. Die Austria Metall AG ist ein Pionier auf dem Gebiet und hat mehrere Jahrzehnte daran gearbeitet, ihr Geschäftsmodell zirkulär auszurichten. Am Ende lohnt sich das, sagt Vorstandschef Gerald Mayer.
März 2022
ist seit 2019 Vorstandsvorsitzender der Austria Metall AG und war davor zwölf Jahre Finanzvorstand des börsennotierten Unternehmens. Der geborene Mühlviertler steht mit zwei Füßen am Boden, legt Wert auf alte Freundschaften und seine Familie. Mayer mag weder Fußball noch Tennis, aber auf ein gutes Glas Wein am Wochenende würde er nie verzichten.
ist Professor für Öko-Design an der Universität Lüneburg und Rotterdam. Der 63-Jährige hat das Cradle-to-Cradle-Prinzip entwickelt, dessen Ziel eine durchgängige Kreislaufwirtschaft ist. Das dazugehörige Buch rangiert unter den bahnbrechendsten Wissenschaftsbücher. Mit vier Stunden Schlaf kommt der Öko-Pionier aus, Urlaub ist für ihn eine Art Abfall.

Der Anspruch der Kreislaufwirtschaft ist, mit weniger Materialeinsatz und weniger Emissionen das gleiche oder ein besseres Ergebnis zu erreichen. Die oberste Maxime lautet: Handle ökologisch intelligent. Derzeit befindet sich die Kreislaufwirtschaft im Abwärtstrend. Die globale Wirtschaft ist zu 8,6 Prozent zirkulär, im Jahr 2018 waren es noch 9,1 Prozent. In beiden Fällen heißt das: Mehr als 90 Prozent der Dinge, die wir verwenden, landen geradeaus auf der Deponie. Die Fachsprache nennt das lineare Wirtschaft, Universitätsprofessor Michael Braungart pflegt eine andere Bezeichnung: dumm. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, muss der aktuelle Wert von 8,6 Prozent auf das Doppelte steigen.

Wie zirkuläres Wirtschaften aussehen kann, zeigt ein Player in der Aluminium-Branche, der im ATX Index der Wiener Börse gelistet ist. Die Austria Metall AG, kurz Amag, produziert ihre Produkte zu 75 bis 80 Prozent aus recyceltem Aluminium. Dabei kommt ihr entgegen, dass das Metall zu den wenigen Rohstoffen zählt, die ohne Qualitätsverlust unendlich oft wiederverwertbar sind. Der deutsche Gesamtverband der Aluminiumindustrie erkannte die Bedeutung spätestens 2006, als er in einer Pressemittelung klarstellte: „Aluminium wird genutzt, nicht verbraucht!“

Circle of Life: Kreislaufwirtschaft als Hitgarant





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Zu diesem Zeitpunkt hat die österreichische Amag schon länger als ein Jahrzehnt daran gearbeitet, geschlossene Produktionskreisläufe zu optimieren. „Jeder Spahn, der in den eigenen Produktionshallen fällt, wird in den Kreislauf zurückgeführt“, sagt Vorstandsvorsitzender der Amag, Gerald Mayer, im Gespräch mit dem Börsianer Grün. Dazu kommen Kooperationen mit Kunden, die der Amag eine Aluplatte abnehmen und entstandene Abfälle wieder zurücksenden.

Die Kostenseite wirkt auf den ersten Blick abschreckend. Für den Bau eines einzigen Recycling-Werks muss die Amag heute zwischen 40 und 50 Millionen Euro auf den Tisch legen. Auf längere Sicht rentiert sich das. Ein Grund dafür ist der geringere Energieverbrauch:

zahlen und fakten

Zahlen & Fakten

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zahlen und fakten

Prozent weniger Energie benötigt das Einschmelzen von Alu-Schrott im Vergleich zur Ersterzeugung des Metalls.

Weniger Zerstörung ist nicht gut genug

Für den Verfahrenstechniker Braungart ist die Idee von der Kreislaufwirtschaft „eine Selbstverständlichkeit“: „Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das Abfall macht. Es ist noch kein Schutz mit der Bahn zu fahren statt mit dem Auto, sondern nur weniger Zerstörung“, findet er. Der deutsche Chemiker hat das Cradle-to-Cradle-Prinzip erfunden, dessen Ziel eine Welt ohne Abfall ist. Im Vordergrund steht das Denken in Kreisläufen: Bei der Entwicklung eines Produkts darf nicht nur der erste Nutzen eine Rolle spielen – die Verwendung der Rohstoffe nach der „Entsorgung“ muss bedacht werden. Cradle to Cradle setze sich durch, weil es profitabel sei:

quote

zitat

„Ich stecke die Intelligenz in die Gestaltung des Produkts und nicht in teure Kläranlagen, um aufzuräumen. Der Filter ist im Kopf.“

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Michael Braungart, Professor für Öko-Design

Textilbranche hinkt hinterher

Mehrere Jahrzehnte hat die Amag gebraucht, um die Recycling-Prozesse in ihrer heutigen Form zu kreieren: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut“, meint Amag-Vorstandschef Gerald Mayer. In einer anderen Sparte, der Textilbranche, wird gerade erst damit begonnen: „Es gibt weltweit noch keine standardisierte, altbewährte Vorgehensweise wie es etwa bei Papier der Fall ist“, sagt Sonja Zak, die Kreislaufwirtschaft bei der österreichischen börsennotierten Lenzing AG verantwortet, zum Börsianer Grün. Fasern des Unternehmens bestehen aus Holz und sind am Ende ihrer Verwendungsdauer biologisch abbaubar. Mehr als 99 Prozent der Chemikalien führt die Lenzing AG im Kreislauf. Sie stelle die „intelligentesten Viskose -und Zellulosefasern“ her, findet Braungart.

Aus Kleidungsstücken löst die Lenzing AG Baumwolle heraus und befreit sie von der Farbe. Daraus entsteht Zellstoff, der als Rohmaterial für neue Fasern dient. Die Kosten für dieses Textil-Recycling sind noch hoch, viel Geld fließt in Forschung und Entwicklung. Mit der Größe der Anlagen sinken die Kosten. Zak wünscht sich Unterstützung von Seiten des Staates, um die Zeit zu überbrücken, in der die Prozesse noch deutlich teurer sind: „Die Modeindustrie ist eine sehr preissensitive Branche. Um diese Phase zu überbrücken und die Skalierung zu ermöglichen, braucht aus es also auch politische Anreize.“

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Neulinge unter Themenfonds

Die Kreislaufwirtschaft ist in der globalen Realwirtschaft kein Gewinner, aber Fondsmanager orten Chancen für Anleger. Seit 2019 sprießen „Circular Economy Funds“ aus dem Boden. Das Themenfeld ist jung, aber wächst. Ein Pionier ist der BNP Paribas Easy ECPI Circular Economy Leaders Track Classic (ISIN LU1953136790). Er wurde im April 2019 aufgelegt und weist im Jahr 2021 mit 34,84 Prozent die beste Performance in seinem Marktumfeld auf. Dabei setzt er in erster Linie auf Konsumgüter und Technologie. Zu seinen Top-Positionen zählen die beiden kalifornische Chip-Unternehmen AMD und Nvidia.

Wenige Monate später, im Oktober 2019, zog Blackrock mit dem BGF Circular Economy Fund (LU2041044095) nach. Von Morningstar hat er das beste Nachhaltigkeits-Rating unter vergleichbaren Fonds erhalten, in der Performance liegt er 2021 mit 26,51 Prozent an dritter Stelle. Blackrock setzt proportional am stärksten auf die Industrie, Microsoft ist im Portfolio als größte Position vertreten. An zweiter Stelle steht Veolia. Das Unternehmen versorgt Menschen mit Trinkwasser, reinigt Abwasser, entsorgt Abfälle und betreibt Energienetzwerke.

Im Jahr 2020 hat es ein weiterer Fonds auf den Markt geschafft, der Robeco SAM Circular Economy Equities Fund (LU2092758726). 2021 erzielte er eine Performance von 27,95 Prozent. Mit Blick auf die Sektoren ist er am breitesten aufgestellt. Ein Schwerpunkt liegt auf der Industrie, größte Position ist das Biotech-Unternehmen Fortive. Prominent vertreten ist zudem der Lichttechnik-Konzern Signify, der auch Wartung und Wiederverwertung übernimmt.

Meine Grüne Rendite

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Eine Welt mit weniger Abfall liegt zum Greifen nahe. In der Industrie gibt es bereits bewährte Produktionskreisläufe und einige Vorzeigeunternehmen. Um ein Geschäftsmodell zirkulär auszurichten, muss viel Geld investiert werden. Am Ende lohnt sich das, weil Energie und Ressourcen gespart werden.

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