Aufbruch ins neue Mobilitäts-Zeitalter
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Hauke Hinrichs, Chef des E-Mobilitätsdienstleisters Smatrics kommt ins Schwärmen, wenn es um Elektromobilität geht. Schon 2040, glaubt er, wird der Großteil der Pkw nicht nur elektrisch, sondern sogar autonom fahren. Einfach per App das Fahrzeug bestellen, das einen bequem und rasch zum Ziel bringt. Keine mühsame Parkplatzsuche mehr, kein Überlegen, wo man das Auto am besten und günstigsten auflädt oder wo man Staus umfahren muss. Das erledigt der Bordcomputer. Doch noch sind bei weitem nicht alle Autofahrer von dieser schönen, umwelt- und klimafreundlichen Mobilitäts-Zukunft überzeugt.
Der Anteil der E-Autos am Personenkraftwagenbestand liegt in Deutschland, der Schweiz und Österreich bei nur jeweils 1,5 Prozent. Der Trend zeigt zwar deutlich nach oben. Unter den neu zugelassenen Autos machen Elektro-Fahrzeuge immerhin schon etwa zehn Prozent aus. Auch das ist noch nicht berauschend viel. Daher greift die Politik ein. Die EU will ab 2035 gar keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr neu auf die Straßen lassen. Damit das auch auf Akzeptanz bei den Bürgern stößt, muss nicht nur noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden, sondern auch noch deutliche technische Verbesserungen in der E-Mobilität geben.
Zahlen & Fakten
9.9
Hinrichs zweifelt nicht daran, dass das passiert. Allein Smatrics baue in Österreich bis zu 150 ultraschnelle Ladepunkte pro Jahr neu, um eine flächendeckende Elektromobilität zu ermöglichen. Die Kritik, Ladezeiten seien zu lang, würde bald wegfallen. Bei diesen Ladepunkten können E-Autofahrer binnen weniger Minuten für zumindest 100 Kilometer Reichweite Strom tanken.
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Energiekrise als Bremse?
Schnelleres Laden, längere Reichweiten könnten die E-Mobilität antreiben. Die aktuelle Energiekrise mit extrem gestiegenen Strompreisen könnte sich hingegen als Hindernis auf dem Weg zur klimafreundlichen Mobilität erweisen. „Wir verspüren kein Nachlassen des Interesses an der E-Mobilität. Im Gegenteil, es scheint, dass das Interesse weiter zunimmt“, sagt Thomas Grond, Sprecher des Schweizer Energiegesellschaft Repower. Er glaubt, dass die technischen Fortschritte in der E-Mobilität stärker wiegen als der derzeitige Strompreis. Und Hinrichs meint, dass der Strom mittelfristig wieder billiger werde. Und, dass es genügend Ökostrom für die E-Mobilität geben werde. Auch wenn 100 Prozent der Autos elektrisch fahren.
Damit sollte sich auch der Preis auf tieferem Niveau einpendeln. Denn: „Der Wind schickt keine Rechnung“, betont Smatrics-Boss Hinrichs. Die sechs bis acht Prozent mehr Strom, die wir brauchen, um alle Autos durch Stromangetriebene zu ersetzen, seien durchaus aus grünen Quellen machbar.
Das Batterie-Problem
Weniger Zuspruch findet der Weg zu 100 Prozent Elektromobilität bei Markus Heyn, Geschäftsführer von Robert Bosch, einem der wichtigsten Zulieferunternehmen der E-Auto-Branche. Die einseitige Ausrichtung auf Elektroantriebe hält er für riskant. Denn sie schaffe neue Abhängigkeiten. In der aktuellen Gaskrise zeigten sich diese Risiken deutlich, warnt er. Heyn denkt hier vor allem an die Batteriezellen. Was tun, wenn die Lieferketten unterbrochen und Batteriezellen knapp werden? Alternativen zur E-Mobilität sind daher gefragt. Bosch setzt daher nicht nur auf Batterie-Antriebe, sondern alternativ dazu auf die Brennstoffzelle. Heuer startet Bosch die Fertigung von Brennstoffzellen-Stacks im Werk Bamberg. „Bis Mitte der Dekade sollen Stacks mit einem Gigawatt Leistung produziert werden. Unsere Gigafactory, wenn man so will“, sagt Heyn. Schon 2030 soll der Betrieb eines Brennstoffzellen-Trucks nicht mehr kosten als ein mit Diesel betriebener, lautet das Ziel von Bosch.
Aber auch bei den Batterien für die E-Autos tut sich einiges. Tesla habe die Standards gesetzt, die deutsche Autoindustrie sei längst aufgewacht und beginne selbst mit der Batterie-Produktion, sagt Hauke Hinrichs. Die Abhängigkeiten von fernen Lieferländern würden also reduziert, ebenso die Abhängigkeit von Rohstoffen wie Kobalt, der in Autobatterien häufig verwendet wird. Die Autoindustrie sei dabei, Kobalt zu ersetzen und den Anteil von Silizium zu reduzieren. Bleibt noch das Problem der Entsorgung der Batterien. „Das Gute an der Elektromobilität ist ja, dass die Batterien ausreichend groß sind, dass sie auch recycelt werden können“, betont Hauke Hinrichs. Viel schlimmer seien die kleinen Batterien etwa in den Handys, die einfach weggeworfen werden.
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