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Der Windenergieausbau ist voll im Gange.
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com
Von Daniel Nutz
Aufwind für die Windenergie
Wie steht es um den Ausbau der Windkraft im DACH-Raum? Welche Hürden stehen im Weg? Und wo gibt es Investmentmöglichkeiten, um an der grünen Wende zu partizipieren?
März 2023
ist Head of Renewables Europe bei Allianz Capital Partners.
ist CEO der WEB Windenergie AG.

Um die Klimaerhitzung zu stoppen, gilt es, das Tempo der Energiewende zu erhöhen. Das zeigt der neue Bericht des Weltklimarats (IPCC) eindringlich. Durch einen konsequenten Ausbau von Wind- und Solarenergie könnte die Welt bis 2030 rund 8,5 Milliarden Tonnen CO2 einsparen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wurden weltweit insgesamt etwa 37 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen.

Aufwind für die Windenergie

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Deutschland setzt auf Windkraft

Europäische Unternehmen wie Vestas Wind Systems, Nordex SE, Ørsted oder Siemens Gamesa sind bei der Windkraft global führend. An der gesamten Stromproduktion in Europa nimmt die Windkraft bereits jetzt etwa 16 Prozent ein.Der Green Deal der EU erfordert bis 2030 eine Verdopplung des Anteils der Erneuerbaren Energien am Energiemix, folglich gibt es beim Windausbau sehr viel Luft nach oben, erklärt Philipp Godron, dessen Agora Energiewende als eine Denkfabrik für Klimaneutralität und die Energiewende wirkt. „In Deutschland muss vor allem der Windausbau an Land umgehend beschleunigt werden, um die Klimaziele zu erreichen“, sagt Godron. Denn laut den Zielen der Bundesregierung soll in Deutschland 2030 bereits mehr als die Hälfte des Strombedarfs durch Windkraft gedeckt werden – etwa 35 Prozent an Land und 15 Prozent offshore, also auf See. Die Schweiz ist dabei ein besonderes Thema. Der Wind-Anteil liegt bei nur einem Prozent. In den vergangenen sechs Jahren kam keine weitere Windkraftanlage hinzu. Auf Anfrage des Börsianer Grün erklärt die Interessenvertretung Suisse Eole, dass überbordende Bürokratie der Grund sei. Die Regierung will den Ausbau aber künftig vorantreiben.

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Climate Fact

Schweizer Planungsverfahren

Klima Fakt
Die 26 Kantone müssen auf Geheiß vom Bund sogenannte „Richtpläne“ für die Windenergie erstellen. Die Prüfungsphase dauert rund 10 Jahre. Ein Bewilligungsverfahren läuft rund 10-15 Jahre. (Quelle: Suisse Eole)

„Rein theoretisch könnte Europa bis 2050 den Weltenergiebedarf durch Onshore-Windkraftanlagen produzieren. In Norwegen, Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Bosnien, Nordmazedonien und der Türkei hat Windkraft besonders hohes Potenzial, in Österreich vor allem in Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark“, erklärt Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin des Energiesektors bei EY. Würde man in Österreich zwei Prozent der freien Flächen für Windanlagen verwenden, könnte man damit mehr Strom erzeugen (83 TWh) als derzeit im ganzen Land verbraucht wird (74TWh). Ein weiterer Ausbau würde nicht nur gezielt die regionale Wirtschaft fördern, sondern auch zusätzliche Arbeitskräfte schaffen. Die Stromerzeugung durch Windkraft erfordert nämlich mehr Arbeitskräfte als ein Kohlekraftwerk. Es gibt also sehr viele Gründe und auch viele konkrete Pläne, um in den Ausbau der Windkraft zu investieren.

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Rein theoretisch könnte Europa bis 2050 den Weltenergiebedarf durch Onshore-Windkraftanlagen produzieren. In Norwegen, Ukraine, Rumänien, Bulgarien, Bosnien, Nordmazedonien und der Türkei hat Windkraft besonders hohes Potenzial, in Österreich vor allem in Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark.
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Christina Khinast-Sittenthaler, Leiterin Energiesektor bei EY

Der Wettbewerb um Projekte im Bereich erneuerbarer Energien mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil hat sich weiter verschärft. Stefan Henge, Head of Renewables Europe bei Allianz Capital Partners, erzählt im Interview mit Börsianer Grün von unterschiedlichen Herausforderungen: „Windkraftprojekte kämpfen mit Lieferkettenproblemen, Ressourcenmangel und bürokratischen Hürden im Genehmigungsprozess. Alle diese Aspekte gilt es bei der Investitionsentscheidung zu berücksichtigen. Anleger, die schon länger im Markt aktiv sind und auf ein entsprechend großes und tragfähiges Netzwerk zurückgreifen können, haben hier sicher Vorteile.“ Sein Unternehmen hat sich unlängst mit 16,6 Prozent am 2025 ans Netz gehenden Offshore-Windpark He Dreiht in Deutschland beteiligt. Dieser wird 1,1 Millionen Menschen mit Strom versorgen. Es seien große Herausforderungen, die sich beim Ausbau von erneuerbaren Energien stellen. Doch Stefan Henge sieht große Fortschritte, was die Projektentwicklungen und die Genehmigungsverfahren betrifft – und zwar sowohl in Europa als auch in den USA.

Wie in Windenergie investieren?

Prinzipiell lässt sich bei Windkraft in zwei Bereiche investieren. Die Windanlagen- und Turbinenhersteller litten zwar bis vor kurzem unter steigenden Rohstoffpreisen und Lieferproblemen. Eine sehr gute Auftragslage aufgrund des geplanten Ausbaus der erneuerbaren Energien weltweit steht bei diesen Titeln allerdings langfristig auf der Positivseite. Als zweite investierbare Subbranche waren die Windparkbetreiber zuletzt von den steigenden Marktpreisen sehr begünstigt. Hier liegen die Risiken derzeit am ehesten an Gewinnabschöpfungen von staatlicher Seite – Stichwort: Übergewinnsteuer.

Interessante Titel in diesen Bereichen sind neben den oben erwähnten Ørsted, Nordex SE, Vestas Wind und Siemens Energy AG auch ABO Wind AG, PNE AG, Enercon und die Energiekontor AG aus Deutschland oder die im S&P 500 gelistete NextEra Energy Inc aus Florida. Größter chinesischer Hersteller ist Xinjiang Goldwind Science & Technology. Wer auf ETFs setzt, muss eine Kategorie höher anlegen. Im Bereich Renewable Energy weisen iShares Global Clean Energy UCITS ETF (ISIN IE00B1XNHC34), Lyxor MSCI New Energy ESG Filtered (FR0010524777) und L&G Clean Energy UCITS ETF (IE00BK5BCH80) die größten Anlagevolumina auf. Einen starken China-Schwerpunkt legt der Global X Wind Energy UCITS ETF USD (IE000JNHCBM6), der seit seiner Markteinführung vor etwas mehr als einem Jahr nicht überzeugen konnte.

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Partnerschaften mit der Industrie

Börslich nur über Anleihen investierbar ist die österreichische WEB Windenergie AG. Im aktuellen Climate-Action-Podcast von Börsianer Grün spricht CEO Frank Dumeier über die Ausbaupläne seines Unternehmens, das teilweise über grüne Anleihen finanziert wird – hier gibt es Infos zur aktuellen Anleihe. Die WEB setzt seit der Gründung 1994 auf ein Netzwerk von heute rund 6.000 Aktionären, das auf einem Bürgerbeteiligungsprojekt beruht. Ein neues Geschäftsmodell sind sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs), bei denen Betreiber von Windkraftanlagen direkte Lieferpartnerschaften mit Unternehmen eingehen. Diese funktionieren ohne Förderungen von öffentlicher Seite. Für Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen und etwa Energie für grünen Wasserstoff benötigen, sind das willkommene Lösungen.

Die Energiewende stellt auch mehr Anforderungen an die entsprechende Infrastruktur, um die zusätzlich produzierte Energie auch einzuspeisen, speichern und transportieren zu können. Hier sind erhebliche Investitionen in Stromnetze und Speichertechnologien nötig. Laut einer Studie der Florence School of Regulation benötigt Europa in den nächsten Jahren zwischen 300 und 400 Milliarden Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien und der entsprechenden Infrastruktur. Das System muss auch funktionieren, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Es braucht also ein Stromsystem, das eine stetige Versorgung mit Energie gewährleisten kann und die Spitzenlast reduziert. Die Sektor-Kopplung ist dabei ein Schlüsselbegriff. Kurz zusammengefasst versteht man darunter, dass Verbraucher dann Strom aufnehmen, wenn er gerade im Überfluss vorhanden ist. Dies geschieht beispielsweise durch einen Ladeimpuls beim E-Auto. Alles zu elektrifizieren und den Strom aus Erneuerbaren gewinnen, ist bekanntlich die Hauptformel der Energiewende.

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Bis 2050 soll Europa klimaneutral sein. Österreich will dies bereits 2040 schaffen, Deutschland 2045. Es braucht also Investments in die Energiewende. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, wie etwa Investments in Windparkbetreiber oder Windanlagenbauer. Eine große Auswahl gibt es bei ETFs im Bereich Clean Energy.
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