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Netto Null Ziele
Andrii Yalanskyi / dpa Picture Alliance / picturedesk.com
Von Christoph Obermair
Wer schließt die Netto-Null-Lücke?
Unternehmen erkennen die Notwendigkeit einer Nachhaltigkeitsstrategie. Allerdings reichen laut einer aktuellen Deloitte Studie die Investitionen für die Dekarbonisierung bei weitem nicht aus. Wie die Net-Zero-Lücke geschlossen werden kann, erklärt Christoph Obermair im Gastbeitrag.
November 2023
ist Partner und Sustainability Lead bei Deloitte Österreich.

Der sommerlich anmutende Oktober hat den Klimawandel unlängst wieder in die Schlagzeilen befördert. Doch nicht nur die ungewöhnlich hohen Temperaturen geben Anlass zur Sorge. Laut einer aktuellen Deloitte Studie sind neun von zehn österreichischen Unternehmen davon überzeugt, dass ihre mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit ohne Nachhaltigkeitsengagement in Gefahr ist. Das bestätigt: Für die heimische Wirtschaft ist die Klimakrise spürbarer denn je.

Doch zwischen Problembewusstsein und echtem Handlungswillen offenbaren sich noch massive Lücken, wie sich am Beispiel der Dekarbonisierung deutlich zeigt. 52 Prozent der Unternehmen verfolgen laut Deloitte Umfrage keine Strategie zur Reduktion der eigenen CO2-Emmissionen. Auch der entsprechende Investitionsplan hinkt: Während die Europäische Kommission schätzt, dass für Österreich über die nächsten fünf Jahre Aufwendungen in Höhe von rund 5,5 Milliarden Euro pro Jahr notwendig sein werden, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, belaufen sich die tatsächlichen Investitionsbemühungen der österreichischen Unternehmen auf rund 2,3 Milliarden Euro. Das ist ein Gap von fast 60 Prozent.

zahlen und fakten

Zahlen & Fakten

5.5

zahlen und fakten
Milliarden Euro an Unternehmens-Investitionen sind in den kommenden fünf Jahren in Österreich notwendig, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Die tatsächlichen Investitionsbemühungen der österreichischen Unternehmen belaufen sich auf rund 2,3 Milliarden Euro. Das ist ein Gap von fast 60 Prozent.

Egal wie man es dreht oder wendet: Mit diesem Investitionsverhalten wird Österreich bis 2040 keinen Netto-Null-Status erreichen. Angesichts der großen Dringlichkeit gilt es jetzt, schnell ins Tun zu kommen. Dabei sind alle Bereiche des Wirtschaftslebens gefordert.

Die Unternehmen

Das Bewusstsein, dass die aktuelle Art zu wirtschaften nicht nachhaltig ist, ist da. Was es jetzt braucht, ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell und eine strategische Neuausrichtung. Häufig ist hier eine inhärente Risikoaversion der größte Hemmschuh bei der Freigabe signifikanter Mittel. In diesem Fall ist aber eine strategische Gesamtbetrachtung der zu setzenden Maßnahmen unbedingt notwendig – und die Bedeutung eines entsprechenden Investitionsplans nicht verhandelbar.

Die öffentliche Hand

Traditionell ist der österreichische Markt von diversen Förderprogrammen verwöhnt. Leider gewinnt man oft den Eindruck, dass diese keiner klaren strategischen Stoßrichtung folgen, die das große Ganze im Blick hat. Und je mehr dieser traditionellen Förderungen vergeben werden, desto weniger Geld kann für neue Förderungen aufgestellt werden. Für die öffentliche Hand ist es daher von größter Bedeutung, den Gesamtmarkt einer kritischen Review zu unterziehen und daraus klare Steuerungsprioritäten abzuleiten. Basierend darauf müssen dann harte Schnitte erfolgen und Mittel reallokiert werden, um entsprechenden Druck auf den Kessel zu bekommen.

Die Finanzindustrie

Die Besonderheit des österreichischen Finanzierungsmarktes ist einerseits die geringe Durchdringung mit Eigenmittelprodukten und andererseits der hohe Anteil an Klein- und Mittelunternehmen. Die Berichtspflichten für diese Unternehmen sind aktuell noch nicht in Kraft und reduzieren damit die Transparenz für die Fremdkapitalgeber, die nicht über ausreichende Informationen für eine Anpassung ihre Modelle verfügen. Es ist nur rational, in dieser Situation das Bestehende dem Neuen vorzuziehen und die – in der Regel riskanten, da bisher nicht erprobten –  Investments mit einem Risikoaufschlag zu versehen. Was es hier bräuchte, wäre ein Aufbau von Risikokapitalgebern, die vermehrt mit Eigenkapitalprodukten unternehmerisches Risiko übernehmen und damit einen höheren Grad an Einflussmöglichkeiten nutzen können.

Mit vereinten Kräften

Die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit steht für Österreichs Unternehmen außer Frage. Nichtsdestotrotz sind wir noch meilenweit von den Klimazielen entfernt. Um die Netto-Null-Lücke rasch und nachhaltig zu schließen, braucht es einen Schulterschluss aller beteiligten Akteure mit klarem Fokus auf die zentralen Lösungsansätze:

  1. Definition klarer Unternehmensstrategien (auch über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg)
  2. Aufsetzen eines abgestimmten und zielgerichteten Förderuniversums
  3. Aufbau von Risikokapitalgebern zur Bereitstellung von Kapital.

Christoph Obermair ist Partner und Sustainability Lead bei Deloitte Österreich

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