Die Umstellung auf eine nachhaltige Welt kostet viel Geld. Eine Lösung bietet etwa der Bereich Sustainable Finance. Schon seit Jahren wächst vor allem der Green-Bond-Sektor. Bei grünen Anleihen müssen Emittenten den Erlös für Umweltprojekte einsetzen und diese in den Emissionsbedingung festhalten.
Laut der Climate-Bond-Initiative lag das Emissionsvolumen 2015 noch bei mageren 44,5 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr waren es 282 Milliarden US-Dollar. Dass der Markt dabei nicht noch stärker wachse, liege an den fehlenden einheitlichen Standards, bemängelt man etwa beim US-Vermögensverwalter Eaton Vance. Seit dem Herbst 2020 gibt es zumindest einen Entwurf für einen europäischen Green-Bond-Standard.
Der Großteil der grünen Anleihen wird dabei von Energiekonzernen begeben. Anleger seien bereit, für grüne Bonds mehr als für „normale“ Papiere zu zahlen, sagt Green-Bond-Fondsmanager Bram Bos bei NNIP. Er schätzt obendrein, dass 2021 das Emissionsvolumen 400 Milliarden Euro erreichen könnte.
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Soziale Anliegen im Fokus
Neben Green Bonds gibt es Social Bonds – damit werden soziale und gesellschaftliche Projekte finanziert. 2019 erreichte das Volumen 149 Milliarden Euro. Einen weiteren Schritt setzen Sustainability Bonds. Hier lag das Emissionsvolumen im Vorjahr bei 69 Milliarden US-Dollar. Dabei muss der Erlös für grüne und für soziale Zwecke verwendet werden. Ein Beispiel: Mitte Mai 2021 begab die österreichische Erste Group Bank AG ihren ersten Sustainability Bond in Höhe von 500 Millionen Euro begeben. Die Laufzeit beträgt sieben Jahre, der jährliche Kupon 0,125 Prozent. Finanziert werden etwa gewerbliche Immobilienprojekte in Rumänien, die als grün klassifiziert wurden, sowie geförderte Wohnbauprojekte in Österreich, die nach ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert sind. „Ökonomischen Erfolg wird es in Zukunft nur auf Grundlage sozialer und ökologischer Verantwortung geben“, konstatiert Bernd Spalt, Vorstandsvorsitzender der Erste Group Bank AG.
Klare Regeln für Kredite
Wichtig sei, dass die nachhaltigen Ziele bereits im Kreditvertrag festgehalten werden, so Tanja Engelbrecht, Leiterin der Akquisitions- und Unternehmensfinanzierung für die D-A-CH-Region bei der Deutschen Bank AG. „Sie müssen nicht unbedingt ökologische Aspekte umfassen. Es können auch soziale Ziele sein, zum Beispiel die Reduzierung des Krankenstands oder die Verbreitung des Schulungsangebots in einem Unternehmen.“
Das gilt auch für Green Loans, mit denen Umweltprojekte finanziert werden. Bei solchen Krediten nutzt man zur Beurteilung, ob ein Verwendungszweck nachhaltig ist, einen eigenen Kriterienkatalog, der nach sozialen und ökologischen Faktoren gegliedert ist, ergänzt Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der Kärntner BKS Bank AG. Worin liegt der Anreiz für Green Loans? Stockbauer meint, „da die EU im Rahmen des Green Deals bis 2050 und Österreich schon bis 2040 Klimaneutralität anstrebt, sind derzeit viele Förderprogramme mit der ökologischen Nachhaltigkeit von Projekten verknüpft“.
Es gibt noch weitere Varianten: Das ZKB-Umweltdarlehen der Zürcher Kantonalbank soll zum energetischen Bauen und Renovieren motivieren. Werden strenge Kriterien erfüllt, etwa durch den Einbau einer klimafreundlichen Heizung, erhält der Kunde bis zu 0,8 Prozent Zinssatzvergünstigung während fünf Jahren. Ein Malussystem gibt es nicht.
Zahlen & Fakten
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Breite Branchennachfrage
Das Interesse dürfte künftig noch weiter steigen. Nachhaltige Kredite werden sich in den kommenden Jahren zu einem festen Bestandteil einer modernen Unternehmensfinanzierung entwickeln, betont Unicredit-Experte Schubert. „Und sie sind ein gutes Instrument, um den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft voranzutreiben.“ Mittlerweile würden Schubert zufolge Unternehmen aus allen Branchen auf solche Finanzierungsformen zugreifen. Stockbauer von der BKS Bank AG meint, „bis 2025 sollen 15 Prozent unserer Bilanzsumme aus nachhaltigen Bankprodukten stammen. Ende 2020 waren es 5,9 Prozent.“ Die Aufsichtsbehörden geben sich zurückhaltend. Seitens der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) heißt es, ob und in welcher Höhe Banken Eigenkapital für Kredite hinterlegen müssen, darf nur von der Art der Risiken abhängen, die sie eingehen. Die Bafin halte es für den falschen Weg, ohne Nachweis eines geringeren Risikos Kredite zu privilegieren, nur weil sie grün oder nachhaltig seien. (von Raja Korinek, Börsianer Grün Magazin, hier zur langen Version)
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