Was steckt genau hinter dem neuen EU Green Bond Standard?
Das EU-Parlament hat letzten Herbst die EU-Verordnung über Europäische Grüne Anleihen final verabschiedet. Erlöse aus europäischen grünen Anleihen müssen gemäß dem neuen Standard in wirtschaftlichen Tätigkeiten fließen, die der EU-Nachhaltigkeitstaxonomie entsprechen. Im neuen Standard sind, im Vergleich zu bisherigen Standards, strengere Transparenz- und Offenlegungsanforderungen – wie Green Bond Factsheets – verpflichtende jährliche Mittelverwendungsnachweise und externe Nachhaltigkeitsprüfungen sowie eine verpflichtende Second Party Opinion verankert.
Werden Sie künftig gezielt Bonds nach dem EU Green Bond Standard ins Portfolio holen?
Emissionen gemäß dem neuen Standard wurden im Markt bisher nicht emittiert. Es handelt sich um einen Premium Standard, der bei den Emittenten wohl erst nach 2024 breitflächig zum Einsatz kommen wird. Einige Aspekte des neuen Standards finden allerdings bereits jetzt bei der Mehrzahl der Emissionen Anwendung.
Neue Standards bringen oft bei den ersten Emissionen attraktive Preise. Ist das hier auch so?
Wir erwarten für die künftigen Emissionen gemäß EU Green Bond Standard im Vergleich zu den aktuell üblichen Green Bond Transaktionen keine relevanten Abweichungen bezüglich des Pricings. Viele Emissionen werden wohl noch längere Zeit in den bisher verwendeten Frameworks, also auf Basis der vor der Lancierung des neuen EU-Standards üblichen Regeln für Green Bonds erfolgen.
Wie sehen Sie das Performancepotenzial am Sekundärmarkt?
Unserer Einschätzung nach werden die Emissionen nach dem neuen Standard zumindest ähnlich gefragt oder noch gefragter sein als traditionelle Green Bonds. Generell war, ist und bleibt der Markt für Green Bonds ein „Buy and Hold“-Markt. Der Sekundärmarkt ist aber im Vergleich zur Vergangenheit deutlich liquider geworden.
Wolfgang Pinner ist Leiter Nachhaltige Investments bei Raiffeisen Capital Management und Autor mehrerer Fachbücher, wie beispielsweise „Nachhaltig investieren“ im Linde Verlag.