Europa hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2050 soll der Kontinent klimaneutral sein, Österreich will das bereits 2040 schaffen, Deutschland 2045. Der EU Green Deal spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem er die Finanzwirtschaft einspannt und Banken dazu anhält, verstärkt grün zu investieren. Die Europäische Kommission hat den Banken eine zentrale Rolle in der Transformation der Wirtschaft zugewiesen, was bereits im Actionplan 2018 festgelegt wurde. Roland Mechtler, bei der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich Wien AG, gibt im aktuellen Climate Action Podcast Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die sich daraus ergeben.
Banken im Fokus der grünen Transformation
EU Green Deal als Chance für Banken
Geht der Plan der EU-Kommission auf? „Das wird man dann 2050 sehen,“ sagt Mechtler. Für Banken sei dies jedenfalls eine spannende und anspruchsvolle Aufgabe. „Wir müssen Vorreiter sein, um diese Transformation zu finanzieren. Das ist auch sinnvoll, da der Übergang zu einer grünen Wirtschaft viel Geld kosten wird.“
Herausforderungen bei der Datenlage
Eine große Herausforderung ist die hohe Regulierungsdichte. Stichwort: EU-Taxonomie. Diese Vorschriften legen die Basis für die Berichterstattung und Offenlegung fest. Doch es mangelt noch an harmonisierten Daten und einem einheitlichen Verständnis, welche Datenpunkte als Basis dienen sollen. „Wir müssen die Datenbasis schaffen, um steuern zu können“, erklärt Mechtler. Dies wird in den nächsten Jahren eine zentrale Aufgabe sein, gemeinsam mit den Unternehmen, die Daten zu erheben und zur Verfügung zu stellen.
Aus den ersten verfügbaren Zahlen der berichtspflichtigen Unternehmen (nach der CSRD) lagen die taxonomiefähigen Umsätze der berichtspflichtigen österreichischen Unternehmen 2022 bei 34 Prozent. Taxonomiekonform waren insgesamt 10 Prozent. 66 Prozent der Umsätze der Unternehmen werden demnach noch nicht von der Taxonomie erfasst. Viele Unternehmen können darüber hinaus auch keine Nachhaltigkeitsdaten liefern. Andreas Rajchl, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Klimaschutz (BMK): „Noch nicht. Wir sind schon weit gekommen, stecken aber natürlich noch mitten in der Umsetzungsphase. Neben den anfänglichen Implementierungskosten müssen wir auch die mittel- und langfristigen Vorteile sehen. Wenn Europa in der Transparenz eine Vorreiterrolle einnimmt, werden globale Investoren, die nachhaltige Investmentchancen suchen, dazu bewegt, diese in Europa oder Österreich zu tätigen. Wir können dadurch Kapital nach Europa holen.“
Green Asset Ratio und Dekarbonisierung
Ein weiterer Punkt ist die Green Asset Ratio, die erstmals von den Banken veröffentlicht wird. Diese Kennzahl misst den Anteil grüner Vermögenswerte am gesamten Portfolio. Die Erwartungen der EU-Kommission liegen bei etwa 5 Prozent, während die meisten Banken derzeit nur bei etwa 1 Prozent liegen.
Das zeigt, dass die Taxonomie noch im Entstehen ist und wir noch einen langen Weg vor uns haben. Die Dekarbonisierung des Kreditportfolios ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Seit 2022 legt Mechtlers Bank die indirekten Treibhausgase ihres Kreditportfolios offen. „Der Dialog mit den Kunden ist hier extrem wichtig, um die Datenqualität sukzessive zu verbessern.“ Branchenvergleiche bieten den Unternehmen Orientierung, um ihre Position und ihre Fortschritte zu sehen.
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Keine Geld für…
Was wird nicht mehr finanziert? Mechtler betont, dass es auch Geschäftsaktivitäten gibt, die nicht mehr finanziert werden, wie die Produktion von Atomstrom oder die Kohleverarbeitung. Diese Ausnahmen sind Teil eines Trends in der Branche, der sich in den Mindeststandards der Kreditvergabe widerspiegle.