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Grüne Anleihen
Christian Ohde / ChromOrange / picturedesk.com
Von Daniel Nutz
Green Bonds: Geld für die Umwelt
Wohin sich der Markt von nachhaltigen Anleihen entwickelt. Welche Projekte damit finanziert werden und was gegen Greenwashing unternommen werden muss.
Mai 2023
ist Finanzvorstand der Verbund AG.
ist Portfolio Manager and Senior Credit Analyst bei Mirova.

Nachhaltige Anleihen werden populärer. Das zeigen die aktuellen Zahlen. Weltweit wurden laut Statistik der Unicredit Group in den ersten beiden Monaten 2023 nachhaltige Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 153 Milliarden US-Dollar begeben. Aufgrund der gestiegenen Zinsen ging das Gesamtvolumen zwar etwas zurück, gegenüber 2021 bleibt aber dennoch ein Wachstum von neun Prozent. Dass diese Entwicklung so weitergeht, glaubt Bertrand Rocher, Senior Credit Analyst bei Mirova. „Die ganze Energiewende braucht in den kommenden zwei Jahrzehnten noch massive Investments“, erklärt er im Gespräch mit Börsianer Grün.

Green Bonds: Geld für die Umwelt

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Welche nachhaltigen Anleihen es gibt

Die Anfänge der Green Bonds reichen ins Jahr 2007 zurück, als der Climate Awareness Bond von der Europäischen Investitionsbank begeben wurde. 2014 emittierte der größte österreichische Energiekonzern Verbund AG nach eigenen Angaben als erstes Unternehmen im gesamten DACH-Raum einen Green Bond. Auch bedienen sich Nationalstaaten längst dieser Finanzierungsmethode für beispielsweise saubere Verkehrssysteme oder dem Erhalt von Biodiversität. Die Schweiz und Deutschland stiegen 2020 in den Markt ein. Österreich folgte 2022 und 2023 kam eine weitere Anleihe. Zu der Verwendung der Mittel meint Österreichs Finanzminister Magnus Brunner zum Börsianer Grün. „Wir werden nicht nur über fünf Milliarden Euro in den nächsten Jahren in die ökologische Transformation unserer Wirtschaft investieren und Anreize für klimafreundliches Handeln setzen, sondern auch international tätig sein: Insgesamt werden wir in den nächsten Jahren über 1,5 Milliarden Euro für den internationalen Klimaschutz und die Linderung für Folgen von Klimaschäden aufwenden.“

zahlen und fakten

Zahlen & Fakten

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Prozent der Mittel müssen in Einklang mit der EU-Taxonomie stehen, um dem Green Bond Standard zu entsprechen.

Doch bei nachhaltigen Anleihen geht es aber prinzipiell nicht nur um Klimaschutz. Sogenannte Social Bonds finanzieren Projekte die beispielsweise den Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, sozialer Infrastruktur oder bezahlbarem Wohnraum verbessern. Sustainable Bonds sind eine breitere Kategorie von Anleihen, die sowohl ökologische als auch soziale Projekte finanzieren. Der Markt wächst ebenfalls bei Sustainability-Linked Bonds, auch bekannt als SLBs. Diese können projektunabhängig von Unternehmen aufgenommen werden, und abhängig von den eigenen Nachhaltigkeitszielen und deren Erreichung definiert sich die Verzinsung. Wie solche Modelle funktionieren, erklärt Peter Kollmann, Finanzvorstand des auch in Deutschland aktiven österreichischen Energiekonzerns Verbund AG, im aktuellen Climate Action Podcast.

Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht

Kollmann, einst selbst als Investmentbanker für Salomon Brothers, Lehmann Brothers oder Meryll Lynch tätig, begab mit der Verbund AG 2014 den ersten Green Bond im DACH-Raum. Für ihn ist klar: Grüne Anleihen sind ein Produkt mit Zukunft. „Der Zugang zum Kapitalmarkt ist der Blutkreislauf eines Unternehmens. Wenn Unternehmen sich auf ESG und Nachhaltigkeit konzentrieren, bekommen sie einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt. Solche Unternehmen erhalten letztendlich auch bessere Konditionen. Auch Blackrock oder Fidelity verlagern immer mehr Gelder in diesen Bereich“, so Kollmann.

Abwartephase in Europa

Der weltweite Anstieg an Green Bonds führt jedoch auch zu Verunsicherung. Ein Blick auf den Weltmarkt zeigt, dass vor allem der Asien-Pazifik-Raum im Wachstum steigt, während Angebot und Nachfrage in etablierten Green-Bond-Märkten wie dem DACH-Raum zuletzt leicht zurückgingen. „Der Nachfragerückgang zeigt sich auch in der Greenium-Prämie, also Renditedifferenz zwischen einer grünen Anleihe und einer herkömmlichen Anleihe, die sich bei deutschen Staatsanleihen mit identischem Verfallsdatum in den vergangenen Monaten auf einige wenige Basispunkte verkleinert hat“, so Sandro Grimm von der Zürcher Kantonalbank. China emittiert über alle Sektoren gerechnet die meisten Green Bonds, gefolgt von den USA. Dann folgen bereits die größten europäischen Industrieländer Deutschland, Frankreich und Italien, so Bertrand Rocher von Mirova, einer auf Nachhaltigkeit spezialisierten Investgesellschaft. Er sieht Transparenz als wichtigste Aufgabe der Anbieter. „Manche Unternehmen, die Green Bonds begeben, sind nicht ambitioniert genug“, sagt er im Gespräch mit Börsianer Grün. Rechtlich verbindliche Standards, die Green Bonds beinhalten müssen, gibt es derzeit nicht. Tatsächlich gibt es auch projektbezogene Green Bonds, die Umweltverbesserungen von Ölfirmen finanzieren. Von solchen Investments sieht Bertrand jedoch dezidiert ab. „Man muss auch die Nebeneffekte beachten. Wenn zum Beispiel in China ein Staudamm zur Energiegewinnung gebaut wird und dadurch ganze Täler umgesiedelt werden, kann man das nicht als nachhaltig bezeichnen.“

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15 Milliarden an Investitionen

Seriöse Emittenten halten sich im Allgemeinen an die Green Bond Principles. Ein konkretes Rahmenwerk hat unlängst die EU-Kommission präsentiert. Die wichtigste Regel besagt, dass Emittenten 85 Prozent der Mittel für Wirtschaftstätigkeiten aufbringen müssen, die in Einklang mit der EU-Taxonomie stehen. Peter Kollmann von der Verbund AG begrüßt diesen Vorstoß. Sein Unternehmen will die gewaltigen Investitionen von 15 Milliarden Euro in die Energieinfrastruktur in den kommenden zehn Jahren neben den Cashmitteln über grüne Finanzierungsformen schaffen. Insgesamt wird laut Zahlen der Unicredit Group von Gesamtemissionen von ESG-Bonds im Jahr 2023 von etwa 350 Milliarden Euro weltweit ausgegangen.

Welche Schlüsse ergeben sich für Investoren? Empirisch ist nicht endgültig geklärt, ob Green Bonds eine geringere Verzinsung bieten. Der Zinssatz hängt klarerweise von vielen Faktoren ab. Geringere Ausfallrisiken bei nachhaltig agierenden Unternehmen könnten ein Grund sein, der für Green Bonds spricht. Im aktuellen Ranking des Börsianer Grün – ESG Fund Awards erzielten der Allianz US Short Duration High Income Bond (LU1442232507) und der Robeco Financial Institutions Bonds Feeder Fund (LU1874123232) in einer Kombibewertung aus ESG-Kriterien und der aktuellen 3-Jahresperformance Bestwerte.

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Aber natürlich gibt es auch einige Alternativen für Investoren mit sehr konkreten Investmentideen. Der Goldman Sachs Green Bond Short Duration (LU1922482994) setzt etwa auf sehr kurze Laufzeiten und hält sich an die Green Bond Principles sowie einzelne Vorgaben der EU-Taxonomie. Wer auf Unternehmensanleihen setzen möchte, kann einen Blick auf den SEB Green Bond Fund (LU0041441808) werfen.

Meine Grüne Rendite

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Das Volumen an nachhaltigen Anleihen steigt. Gleichzeitig steigt auch die Gefahr von Greenwashing. Der bereits ausgearbeitete EU-Green-Bond-Standard wird ab 2024 bei der Orientierung helfen. Für Investoren gilt es genau zu achten, ob die Green Bond Principles verfolgt werden. Für Emittenten gilt: Green Bonds sind eine erfolgreiche Methode, um die Transformation in ein klimafreundliches Wirtschaftssystem zu finanzieren.
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