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Wasser Knappheit ESG
R. Parthibhan / AP / picturedesk.com
Von Daniel Nutz
In Wasser investieren
Wer global am meisten Wasser verbraucht. Wie Investments bei der Bekämpfung der Wasserknappheit helfen können.
April 2024
ist seit 1997 bei Pictet Asset Management. Dort seit 2000 für den Pictet – Water Fond verantwortlich und Head of the Thematic Assets des Schweizer Fondsanbieters.
ist ESG-Experte der Schoellerbank AG in Wien.

Vom Weltraum aus betrachtet, scheint die Erde mit genug Wasser ausgestattet. Bekanntlich sind zwei Drittel des Planeten mit Wasser bedeckt. Doch bei näherem Blick herrscht Knappheit und diese wird sich, getrieben durch die Klimaerwärmung, noch zuspitzen, wie eine im Fachjournal „Nature Water“ erschienene Analyse im Jahr 2023 auf Basis von Messdaten aus über 9.500 hydrologischen Einzugsgebieten auf der ganzen Welt zeigt. Nordamerika, Teilen Asiens, in Afrika und Australien gehe zunehmend das Wasser aus, Europa sei weniger stark betroffen, so die Einschätzung der Wissenschaftler. Die Gründe sind vielfältig, liegen in ausgetrockneten Böden, der Verdunstung und schlichtweg im sorglosen Umgang.

In Wasser investieren

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Betroffen sind einerseits zwei Milliarden Menschen ohne Trinkwasserversorgung, andererseits die ökonomische Lebensgrundlage großer Teile der Welt. Global gesehen schlucken die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion 70 Prozent des Wassers, weitere 20 Prozent wird in der Industrie verbraucht. Bloß der Rest fließt über die Kommunen bis in die Haushalte. „Der sparsame Umgang mit der Ressource Wasser ist zentral für eine nachhaltigen Wirtschaft“, sagt ESG-Experte Jörg Moshuber von der Schoellerbank AG in Wien. Für ihn gehört die Bewertung des Wasserverbrauchs in jede Nachhaltigkeitsbewertung eines Unternehmens.

Investments in Wasser

Sehr konkret mit dem Thema beschäftigt sich sein Schweizer Kollege Hans Peter Portner. „Der liebe Gott hat uns genug Wasser gegeben, aber nicht die Röhren“, meint er gegenüber dem Börsianer Grün. Dafür will er mit Investments aus seinem Fonds (ISIN LU0104884860) sorgen. Seit 24 Jahren investiert dieser – ähnlich wie andere Produkte von BNP Paribas (LU1165135440) oder KBC Asset Management (BE0175479063) – in Wassertechnologie, Wasserversorger und Wasserschutz. Dabei geht es nicht nur um Technologie, sondern auch um Infrastruktur. „Wir brauchen die Partizipation des Privatsektors, weil ein Teil der Infrastruktur nicht vorhanden oder einfach schlecht ist“, sagt Portner. Im DACH-Raum, wo die Wasserversorgung laut Experten auch in Zukunft fest in öffentlicher Hand bleiben wird unvorstellbar, aber global gesehen ist das ein Thema. 21 Prozent der Weltbevölkerung werden von privaten Anbietern versorgt. Das machen die nicht immer gut, aber auch die staatlichen Stellen versagen ebenso, wie der Fall der Stadt Jackson im US-Bundesstaat Mississippi 2022 zeigt. Nach heftigem Regen und Überschwemmungen war die ohnehin marode Wasseraufbereitungsanlage der Stadt für mehrere Tage kollabiert, 150.000 Menschen komplett ohne Wasser. Das Problem: Es fehlen Investments in die Infrastruktur, da das wertvolle Nass schlichtweg aus den alten Leitungen entweicht.

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Wir brauchen die Partizipation des Privatsektors, weil ein Teil der Infrastruktur nicht vorhanden oder einfach schlecht ist.
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Hans Peter Portner

Wertvoll oder Greenwashing?

Neben der Infrastruktur ist der Wasserverbrauch in der Produktion von Konsumgütern ein zweites riesiges Thea. Denn weltweit steigt der Wasserverbrauch genau dort. Unternehmen in Deutschland, Österreich und die Schweiz sind jedenfalls durch die Lieferketten betroffen. Einige nicht-staatliche Initiativen setzen bei diesem Problem mit einer Kooperative an. Das WWF-Programm Water Stewardship fördert beispielsweise einen solchen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser. Unternehmen sollen dabei ihre Wasserrisiken verstehen und gemeinsam mit anderen Akteuren Lösungen entwickeln. Die Umweltorganisation bietet Unterstützung durch Leitfäden, Expertenberatung und lokale Projekte. „Water Stewardship hilft, interne Verbesserungen umzusetzen und extern mit anderen Nutzern zusammenzuarbeiten, um Wasserrisiken zu reduzieren und nachhaltige Lösungen zu finden“, verspricht der WWF (da kommt wohl noch Zitat). Das bei näherem Blick solche Projekte nicht unproblematisch sind, zeigt aber ein Blick in die Partnerliste. Dort ist etwa der im US-Staat Georgia ansässige Coca-Cola-Konzern Mitglied. Wer Mediendatenbanken oder die dicken Nachhaltigkeitsberichte des Softdrink-Riesen durchforstet, findet zwar vorbildliche Projekte zum Wassersparen. Andererseits ist Coca Cola einer der großen Verursacher von Mikroplastik. Bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Meere. Das ist eine LKW-Ladung pro Minute, rechnet Green Peace vor. Coca Cola ist vor Pepsi und Nestlé der größte Produzent von Einwegplastikflaschen weltweit.

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Um Wasserressourcen zu bewahren, braucht es moderne Infrastrukturen. Andererseits sind weitere Schritte gefragt, die Wirtschaftsleistung vom Verbrauch oder von der Verschmutzung von Wasser zu entkoppeln. Jedes Unternehmen muss danach trachten, den Wasserverbrauch zu optimieren.
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